Ich erkläre sehr gern und auch sehr gern immer wieder, wie Sie aus Ihrem Text einen besseren Text machen können: weniger Hauptwörter, mehr (starke) Verben, möglichst einfach und konkret, weniger Passiv, keine Floskeln, Wechsel im Ausdruck (aber nicht zwanghaft), richtige Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung. Also all das, was auch die fünf Buchstaben der Freak-Formel besagen. Heute gehe ich aber einmal den umgekehrten Weg und frage mich: Wie würden berühmte Sätze lauten, wenn vorher niemand draufgeschaut hätte, der sich mit Sprache auskennt?
Ja, richtig, bei der Formulierung dieser Sätze war garantiert nicht immer ein Redakteur, PR-Fachmann oder Lektor beteiligt. Ist ein passender, wirkungsvoller und zielgruppenorientierter Satz doch oftmals aus dem Zufall heraus geboren, mithilfe einer Copy-und-paste-Tastenkombination entstanden oder einfach das Ergebnis eines (göttlichen) Talents. Heute sind wir mal ganz verrückt und tun so, als ob es auch bei diesen Sätzen eine nicht redigierte Vorlage gab.
In der ersten Phase wurde von Gott die Schaffung von Himmel und Erde durchgeführt.
“Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.” (Lutherbibel, Gen 1,1)Ich möchte Ihnen hiermit mitteilen, dass wir im Rahmen des Fluges zum Mond vor einer großen Herausforderung stehen.
“Houston, wir haben ein Problem.” (John Swigert, Pilot der Apollo 13)Die kontinuierliche Ausführung des Aufgangsprozesses des Sterns im Zentrum des Sonnensystems ist auch zukünftig gewährleistet.
“Und immer, immer wieder geht die Sonne auf!” (Udo Jürgens)Ich möchte Ihnen an dieser Stelle meine Homosexualität, die aus meiner Sicht positiv zu bewerten ist, bekannt geben.
“Ich bin schwul – und das ist auch gut so!” (Klaus Wowereit)Aufgrund der Berühmtheit, die meiner Person zuteilwird, fordere ich Sie dazu auf, dass meine Anwesenheit an diesem Ort unverzüglich zu beenden ist.
“Ich bin ein Star, holt mich hier raus!” (Kandidat des RTL-Dschungelcamps)
Einer meiner kommenden Beiträge wird übrigens heißen: “Blogposts, bei denen die Headline zu lang ist.” Das müsste ich auch einmal erklären, meine ich …
Foto/Montage: Volker Lahr