Ein Arbeitskollege gratulierte mir vor einigen Tagen zu einem Artikel auf dem Online-Portal eines Nachrichtensenders. Also kein Artikel von mir, sondern über mich: „Lahr ist Integrationsmeister“ hieß es dort. Natürlich war das mit den Glückwünschen nur ein Spaß. Wer sich topografisch besser auskennt als ich, der hat das auch gleich geahnt. Lahr ist eine Stadt im Schwarzwald und die habe, schreibt der Reporter, dank der “Lahrer Rezeptur” in den 1990er Jahren reibungslos 10.000 Russlanddeutsche integriert. Das brachte mich auf den Gedanken, selbst eine „Lahrer Rezeptur für Integration“ zu verfassen. Denn in Presse- und PR-Texten werden Elemente aus anderen Kontexten oder Quellen verwendet. Schreiber zitieren. Und wer zitiert, integriert.
Journalismus
Von Kapsalon zu Kapsalon: Sätze für die Ewigkeit
Immer, wenn ich beim Friseur noch warten muss, und das muss ich eigentlich immer, lese ich einmal den gesamten Stern. Zeit genug habe ich. Mein Friseur schneidet jedem Kunden gut 40 Minuten lang die Haare, auch denen, die haarmäßig nicht (mehr) so gut bestückt sind. Ich will mich aber nicht beklagen – so eine entspannte Stern-Lektüre ist auch etwas Feines. Und vor allem: Ich kann in Ruhe die „Sätze für die Ewigkeit“ (also Sätze, die in einer bestimmten Situation in jedem Fall gesagt werden) studieren, mich dabei köstlich amüsieren, und mir wieder einmal vornehmen, selbst welche aufzuschreiben.
Ich wünsch’ dir Texte ohne Leiden: So schreiben Sie aktiver
Ich habe mir vorgenommen, mich in meinem Blog ab sofort etwas kürzer zu fassen. Denn bekanntlich liest heute keiner mehr. Die Jugend schon gar nicht. Lange Texte schon gar gar nicht. Aber warum das Nötige nicht mit dem Nützlichen verbinden? Denn das, worum es heute geht, verkürzt Ihren Text. Und das gilt übrigens auch für viele andere Tipps, die Sie in diesem Blog lesen. Denn ein professionell redigierter Text kommt in der Regel mit weniger Wörtern aus als der Entwurf. Aber ich schweife ab. Es geht also heute um das Passiv, das leidige Passiv, um gleich mal einen kleinen Lehrer-Kalauer unterzubringen.
15-Minuten-Überarbeitung: Pressemitteilung
Eine Kundin wollte kürzlich ein Düsseldorfer Lokalmedium über ein geplantes Straßenfest informieren und bat mich, den Entwurf einer Pressemitteilung zu redigieren. Meine Änderungen waren für diese Textsorte typisch, daher veröffentliche ich das kleine Projekt hier als Blogbeitrag.
Das geht auch anders – Plädoyer für den Thesaurus
Hand von der Maus: Wie oft hatten Sie in letzter Zeit Kontakt mit dem Thesaurus? Keine Ahnung, was das ist? Geschenkt. Ich dachte auch sehr lange, so hieße einer der Dinosaurier in Jurassic Park 7. Irgendwann erklärte mir dann ein entfernt befreundeter Kino-Nerd, dass es diesen Teil noch gar nicht gäbe. „Thesaurus“ steht in der EDV, habe ich dann später erfahren, für ein „Wörterbuch der sinn- und sachverwandten Wörter“. Sie kennen das vielleicht aus Ihrem Schreibprogramm, wahrscheinlich als eine der Funktionen, die Sie bislang nicht nutzen. Das soll sich ändern. Ich habe mir nämlich vorgenommen, hier ein bisschen Werbung zu machen.
Zahlensalat
Regeln für das journalistische Schreiben sind nicht grundsätzlich verkehrt. Sie machen das oftmals termingetriebene Leben des Redakteurs einfacher, indem sie Orientierung geben. Und die Betonung liegt dabei auf „Orientierung“. Mehr können Regeln nicht leisten. Denn kaum eine von ihnen kommt ohne „sofern“, „außer“ oder „gilt nicht, wenn“ aus. Auch das ist nicht verwerflich. Wir haben es mit Sprache zu tun, nicht mit einer statischen Berechnung. Aus dem obersten Ziel, es…
Perverser Journalismus
„Mann masturbiert in Essen vor zwei jungen Frauen – mit dieser Reaktion hätte er nicht gerechnet“ – Diese Headline las ich heute im Online-Portal einer großen Zeitung. Und war geschockt! Pervers ist das! Und ekelhaft! Was ist nur mit dem Journalismus los? Generationen von Redakteuren haben noch gelernt: Das Wichtigste muss an den Anfang! Man erfährt ja gar nicht sofort, was genau passiert ist. So gehört sich das aber für…